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Diabetes im Detail – Alles Wichtige über Ursachen, Symptome, Diagnostik und Behandlung

Eine Volkskrankheit mit vielen Gesichtern

1. Was genau ist Diabetes?

Diabetes mellitus – umgangssprachlich oft einfach „Diabetes“ oder „Zuckerkrankheit“ – ist eine chronische Stoffwechselstörung, bei der der Körper den Blutzuckerspiegel nicht mehr richtig regulieren kann.

Normalerweise sorgt das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, dafür, dass Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen gelangt – als Energiequelle für Muskeln, Organe und das Gehirn. Doch bei Diabetes funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr richtig.

Die Folge:

  • Zucker staut sich im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt.
  • Organe und Gewebe erhalten weniger Energie.
  • Langfristig schädigt der hohe Zuckergehalt die Blutgefäße und Organe – mit gravierenden Folgen.

Aber Achtung: Diabetes ist nicht gleich Diabetes. Hinter der Diagnose verbergen sich verschiedene Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Ursachen, Risikofaktoren und Therapien. Die beiden bekanntesten sind Typ 1 und Typ 2.

2. Typen und Ursachen von Diabetes

Diabetes Typ 1 – Autoimmunerkrankung mit lebenslangem Insulinbedarf

Beim Typ-1-Diabetes richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper: Es zerstört die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion zuständig sind. Sobald etwa 80 Prozent dieser Zellen zerstört sind, kann der Körper kaum oder gar kein Insulin mehr herstellen.

Was bedeutet das? Ohne Insulin kann der Zucker aus dem Blut nicht mehr in die Zellen gelangen – der Blutzuckerspiegel steigt dramatisch.

Typ 1 tritt oft im Kindes- oder Jugendalter auf, kann aber auch Erwachsene betreffen. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber die Forschung zeigt:

  • Genetische Veranlagung spielt eine Rolle.
  • Umweltfaktoren, insbesondere Virusinfektionen, können den Ausbruch triggern.

Das Tückische: Die Erkrankung entwickelt sich oft plötzlich. Innerhalb weniger Wochen können Betroffene von völliger Gesundheit in eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung geraten – das sogenannte diabetische Koma.

Trends beim Neuauftreten von Diabetes Typ 1 und Typ 2
Diabetes Typ 1 und Typ 2 bei Kindern. Original Quelle.

Diabetes Typ 2 – Die stille Epidemie

Typ-2-Diabetes ist mit Abstand die häufigste Form und macht etwa 90 % aller Fälle aus. Lange Zeit als „Altersdiabetes“ bekannt, betrifft er heute zunehmend jüngere Menschen – bis hin zu Kindern.

Der Unterschied zu Typ 1:

  • Beim Typ 2 produziert der Körper zunächst noch Insulin.
  • Doch die Zellen reagieren immer schlechter darauf – ein Zustand, der als Insulinresistenz bezeichnet wird.
  • Gleichzeitig erschöpft sich die Bauchspeicheldrüse im Laufe der Zeit, weil sie immer mehr Insulin produzieren muss.

Warum passiert das? Die Hauptursachen sind:

  • Übergewicht, vor allem Bauchfett
  • Bewegungsmangel
  • ungesunde Ernährung
  • genetische Faktoren

Kurz gesagt: Typ-2-Diabetes ist in vielen Fällen eine Lebensstilkrankheit – eine, die in unserer modernen Welt mit kalorienreicher Ernährung und sitzenden Tätigkeiten perfekte Bedingungen findet.

Das Heimtückische: Die Krankheit entwickelt sich schleichend. Viele Betroffene merken jahrelang nichts. Häufig wird die Diagnose erst gestellt, wenn Folgeschäden wie Nervenschäden oder Nierenschäden aufgetreten sind.

Weitere Formen: Schwangerschaftsdiabetes und seltene Typen

Neben Typ 1 und Typ 2 gibt es noch andere Formen, die seltener vorkommen, aber wichtig zu kennen sind:

  • Gestationsdiabetes: Tritt während der Schwangerschaft auf und verschwindet meist nach der Geburt. Betroffene haben später ein deutlich erhöhtes Risiko für Typ 2.
  • Monogenetische Diabetesformen (MODY): Seltene genetische Defekte, die einen speziellen Therapieansatz erfordern.
  • Sekundäre Diabetesformen: Entwickeln sich als Folge anderer Erkrankungen, z. B. einer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Hormonstörungen.

Und ein häufiger Irrtum: Diabetes insipidus ist keine Zuckerkrankheit. Es handelt sich um eine ganz andere Erkrankung, die mit dem Wasserhaushalt zu tun hat.

3. Symptome: Die Warnsignale erkennen

Diabetes ist heimtückisch – nicht, weil er sofort tödlich wäre, sondern weil er oft lange Zeit still bleibt. Viele Betroffene spüren jahrelang nichts. Wenn erste Beschwerden auftreten, sind Folgeschäden oft schon da.

Doch welche Anzeichen können auf Diabetes hindeuten?

Typische Symptome bei Diabetes Typ 1

Beim Typ-1-Diabetes treten Symptome meist rasch und deutlich auf, oft nach einer Infektion. Innerhalb weniger Wochen kann sich ein kompletter Krankheitszustand entwickeln.

Die häufigsten Warnzeichen:

  • Ständiger Durst und häufiges Wasserlassen: Der Körper versucht, den überschüssigen Zucker über den Urin loszuwerden.
  • Ungeklärter Gewichtsverlust: Trotz normalem oder gesteigertem Appetit nimmt das Gewicht ab, weil dem Körper Energie fehlt.
  • Müdigkeit und Schwäche: Ohne Zucker in den Zellen fehlt Kraft – Muskeln und Gehirn leiden.
  • Übelkeit und Bauchschmerzen: Hinweise auf eine beginnende Übersäuerung des Blutes (Ketoazidose).
  • Sehstörungen: Hohe Blutzuckerwerte lassen die Linse im Auge anschwellen.

Besonders gefährlich: Wird der Typ-1-Diabetes nicht erkannt, droht eine diabetische Ketoazidose – ein lebensbedrohlicher Notfall. Symptome sind tiefe Atmung, Azetongeruch im Atem und Bewusstseinseintrübung. Sofortige Behandlung ist dann überlebenswichtig.

Symptome bei Typ-2-Diabetes: Die stille Gefahr

Ganz anders Typ 2: Hier entwickeln sich die Beschwerden oft schleichend über Jahre. Viele spüren lange Zeit nichts – und erfahren erst bei Routineuntersuchungen von der Erkrankung.

Mögliche Anzeichen:

  • Erhöhte Infektanfälligkeit, z. B. Pilzinfektionen der Haut
  • Schlecht heilende Wunden
  • Missempfindungen oder Kribbeln in den Füßen
  • Ständige Müdigkeit, Leistungsschwäche
  • Verschwommenes Sehen

Weil die Symptome unspezifisch sind, bleibt Typ-2-Diabetes oft jahrelang unerkannt – bis ernsthafte Komplikationen auftreten.

4. Diagnose: Wie Diabetes festgestellt wird

Die Diagnose stellt die Ärztin oder der Arzt. Typische Symptome können ein Hinweis sein, doch entscheidend sind Blutwerte.

Die drei wichtigsten Kriterien:

  • Nüchternblutzucker: ab 126 mg/dl (7,0 mmol/l)
  • HbA1c-Wert: ab 6,5 % – zeigt den durchschnittlichen Blutzucker der letzten 2–3 Monate
  • Oraler Glukosetoleranztest (OGTT): Zwei Stunden nach Glukosetrunk ≥ 200 mg/dl

In Zweifelsfällen oder bei speziellen Diabetesformen kommen weitere Tests hinzu, z. B.:

  • Antikörpertests: Zum Nachweis von Typ 1
  • C-Peptid-Bestimmung: Gibt Auskunft über die eigene Insulinproduktion
  • Genanalysen: Bei Verdacht auf MODY

Warum so genau? Weil die richtige Therapie von der genauen Diagnose abhängt. Ein Typ-1-Diabetes muss sofort mit Insulin behandelt werden – während Typ 2 zunächst mit Lebensstilmaßnahmen und Tabletten kontrolliert werden kann.

5. Behandlung: Moderne Wege zur Blutzuckerkontrolle

Die Therapie ist so individuell wie die Menschen, die sie betrifft. Doch eines gilt für alle: Das Ziel ist eine stabile Blutzuckereinstellung – um Folgeschäden zu verhindern und Lebensqualität zu sichern.

Typ-1-Diabetes: Insulin ist unverzichtbar

Menschen mit Typ 1 können ohne Insulin nicht überleben. Die Therapie ist komplex, aber heute deutlich komfortabler als früher.

Die Standardmethode ist die intensivierte Insulintherapie (Basis-Bolus-Prinzip):

  • Langwirksames Insulin bildet den Grundbedarf ab.
  • Kurz wirksames Insulin wird zu den Mahlzeiten gespritzt – abhängig von Kohlenhydratmenge und Blutzuckerwert.

Alternativ gibt es Insulinpumpen, die den Wirkstoff kontinuierlich abgeben. In Kombination mit CGM-Systemen (kontinuierliche Glukosemessung) entstehen hybride Closed-Loop-Systeme, die den Blutzucker teilweise automatisiert regeln.

Typ-2-Diabetes: Lebensstil als Fundament

Bei Typ 2 ist der erste und wichtigste Schritt:

  • Gewicht reduzieren
  • gesunde Ernährung (viel Gemüse, wenig Zucker und Fett)
  • regelmäßige Bewegung (150 Minuten pro Woche)

Reicht das nicht, kommen Medikamente hinzu:

  • Metformin als Basistherapie
  • GLP-1-Rezeptoragonisten und SGLT-2-Hemmer – moderne Wirkstoffe, die zusätzlich Herz und Nieren schützen
  • Insulin erst in späteren Stadien

Wichtig: Therapie ist Teamarbeit – mit Ärztin, Ernährungsberatung, Diabetesberaterin.

Krankheitshäufigkeit von Diabetes im Jahre 2017 in verschiedenen Ländern
Häufigkeit von Diabetes. Original Quelle.

6. Der typische Verlauf von Diabetes

Diabetes ist keine Erkrankung, die plötzlich ausbricht und dann in kurzer Zeit alles verändert. Sie ist eine Langzeitdiagnose, deren Verlauf stark davon abhängt, wie konsequent die Krankheit behandelt wird.

Typ-1-Diabetes: Ein Leben mit Insulin – und vielen Chancen

Wer an Typ 1 erkrankt, steht oft vor einer Lebensumstellung. Der Alltag muss auf die Insulintherapie abgestimmt werden, regelmäßige Blutzuckerkontrollen werden zur Routine. Doch die gute Nachricht: Mit moderner Therapie und guter Schulung ist ein nahezu normales Leben möglich.

Voraussetzung:

  • Regelmäßige Selbstkontrolle (Blutzucker messen oder CGM-Systeme nutzen)
  • Anpassung der Insulindosen an Mahlzeiten, Bewegung und Stress
  • Verständnis für den eigenen Körper

Wer sich gut einstellt, kann Komplikationen weitgehend vermeiden. Studien zeigen: Menschen mit Typ-1-Diabetes, die ihre Werte konsequent kontrollieren, haben heute eine nahezu normale Lebenserwartung.

Typ-2-Diabetes: Umkehr ist möglich

Beim Typ 2 sieht es etwas anders aus. Hier entscheidet der eigene Lebensstil wesentlich über den Verlauf.

  • Wer Übergewicht abbaut, sich bewegt und gesund isst, kann die Blutzuckerwerte deutlich verbessern – manchmal sogar so weit, dass Medikamente reduziert oder abgesetzt werden können.
  • Bei mangelnder Behandlung schreitet die Erkrankung jedoch voran. Die Bauchspeicheldrüse erschöpft sich, Insulin muss irgendwann gespritzt werden.

Besonders spannend: Neuere Studien zeigen, dass eine komplette Remission (also Rückbildung des Diabetes) bei Typ 2 durchaus möglich ist – vor allem bei Menschen, die frühzeitig eingreifen und stark abnehmen.

7. Folgen von Diabetes: Wenn der Zucker die Gefäße angreift

Was passiert, wenn Diabetes nicht gut eingestellt ist? Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte schädigen Gefäße und Nerven – schleichend, aber massiv.

Die wichtigsten Spätfolgen:

  • Herz und Gefäße: Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Augen: Netzhautschäden (diabetische Retinopathie) bis hin zur Erblindung
  • Nieren: Chronische Nierenschwäche bis hin zur Dialysepflicht
  • Nerven: Polyneuropathie – mit Schmerzen, Taubheitsgefühl und erhöhtem Risiko für Fußgeschwüre
  • Diabetischer Fuß: Wunden heilen schlecht, Amputationen können nötig werden

Erschreckend: Viele dieser Komplikationen beginnen, bevor Symptome auftreten. Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen so wichtig – vom Augenarzt bis zur Nierenkontrolle.

Gewichtsklassen bei Erwachsenen. Original Quelle.

8. Fazit: Wissen ist die beste Prävention

Diabetes ist eine der größten Gesundheitsherausforderungen unserer Zeit. Aber: Mit Wissen, Therapie und Eigeninitiative lässt sich der Krankheitsverlauf entscheidend beeinflussen.

  • Wer die Risikofaktoren kennt, kann vorbeugen.
  • Wer frühzeitig Symptome ernst nimmt, kann Spätschäden verhindern.
  • Wer die Therapie umsetzt, kann mit Diabetes ein langes, aktives Leben führen.

Die Botschaft lautet also: Informieren, handeln – und dranbleiben.

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

Ursprünglich veröffentlicht am

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