Funktionen von Ernährungs-Apps
Das Thema Ernährung durchzieht das ganze Leben. Jeder Mensch entwickelt von Kindheit an Essgewohnheiten. Die Werbung propagiert ständig neue Produkte. Im Supermarkt stöbern wir beim Einkaufen durch eine unendliche Vielfalt in den Regalen. Und im Restaurant oder in der eigenen Küche wird aus unseren Einkäufen schließlich Frühstück, Mittagessen, Abendessen oder ein Snack. Dabei kann man leicht schlechte Entscheidungen treffen.
Zahlreiche Ernährungs-Apps versprechen, den Umgang mit Lebensmitteln nachhaltig zu erleichtern. Das beginnt bei der Lebensmittelauswahl im Supermarkt. Versteckte Inhaltsstoffe können ein scheinbar gutes Produkt schnell problematisch machen. Oder die Nährwertangaben eines Nahrungsmittels sind nicht klar gekennzeichnet. Bei beiden Problemen helfen Apps mit Barcode-Scanner.
Auch wird die Kalorienanzahl von Lebensmitteln leicht unterschätzt. Mit digitalen Lösungen muss das nicht sein. Andere verlieren schnell den Überblick über die bereits verzehrten Lebensmittel und ernähren sich deshalb unausgewogen und damit ungesund. Digitale Ernährungstagebücher bieten eine einfache Alternative.
Apps sind auf bestimmte Nutzer:innen zugeschnitten und bieten entsprechend unterschiedliche Funktionen: Ob man abnehmen will, schwanger ist oder einfach gesünder leben möchten – für jeden gibt es die passende App. Doch man sollte nicht vergessen, dass diese digitalen Tools eine professionelle Ernährungsberatung nicht ersetzen können.
Welche Ernährungs-Apps gibt es?
Im Bereich Lebensmittel, Ernährung und Fitness gibt es ein riesiges Angebot an Apps. Hier erfahren Sie mehr über die verschiedenen Einsatzgebiete mit Beispielen von häufig genutzten Apps:
Für den Einkauf
Eine gute Ernährung beginnt mit der richtigen Einkaufsliste. Wenn Sie zu Hause gesunde Mahlzeiten planen und sich dann im Supermarkt oder Online-Shop an Ihre Einkaufsliste halten, sind Sie schon auf dem besten Weg. Bewährte Apps hierfür sind unter anderem Bring! und Migro. Wenn Sie außerdem nachhaltig einkaufen möchten, nutzen Sie zum Beispiel EcoCheck.
Wichtig ist auch, die Inhaltsstoffe zu kennen. Hier kann die Yuka-App helfen. Im Supermarkt einfach mit dem Smartphone den Barcode scannen und schon werden sämtliche Inhaltsstoffe aufgelistet. So lässt sich auch leicht überprüfen, ob ein Produkt vegan, vegetarisch, laktosefrei oder glutenhaltig ist. Auch Palmöl, Mikroplastik, Nanopartikel und zugesetzter Zucker können identifiziert werden.
Weitere nützliche Apps heißen barcoo, NABU Siegel-Check und WWF-Fischratgeber. Letztere zeigt, welche Fischbestände beim nachhaltigen Kauf von Fischen besser vermieden werden sollten, da sie aktuell gefährdet sind. Die App NABU Siegel-Check erklärt Lebensmittelsiegel/-kennzeichnungen und bietet Alternativen an.
Für eine gesunde Ernährung
Es gibt etliche Apps, die Kochempfehlungen und Rezepte anbieten. Wie gesund das Ganze ist, hängt natürlich vom einzelnen Rezept ab und den sonstigen Ernährungsgewohnheiten der Person ab. Rezepte können helfen, weniger Fertigprodukte zu essen. Und das ist definitiv ein Vorteil wegen der oft problematischen Inhaltsstoffe. Zu den beliebtesten Rezept-Apps zählen Eat Smarter, FitTasteTic, KptnCook, Chefkoch und Lecker.
Spannend sind zudem digitale Ernährungstagebücher. Ein Beispiel hierfür ist Was ich esse, die kostenlose App der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Mit ihr kann die eigene Ernährung dokumentiert werden. Am Ende des Tages kann man dann unkompliziert nachgucken, wie ausgewogen man sich ernährt hat – mit anderen Worten, ob man Lebensmittel aller Kategorien der Ernährungspyramide gegessen hat.
Die App Dr. Greger’s Daily Dozen unterstützt Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren möchten. Auch hier wird die Lebensmittelauswahl über den Tag hinweg nach Gruppen sortiert dokumentiert, auch um einer Fehl- oder Mangelernährung vorzubeugen. Auf der zugehörigen Website befindet sich außerdem eine Fülle wissenschaftlicher Informationen zu einzelnen Nahrungsmitteln.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche von Krankenkassen geförderte Online-Angebote, die eine gesündere Ernährung fördern. Eine Übersicht zu den entsprechenden Krankenkassen-Leistungen finden Sie hier.
Für mehr Fitness
Ernährung und Fitness gehen Hand in Hand. Daher kombinieren viele Ernährungs-Apps ihre Funktionen mit denen einer Fitnessbeobachtung und -aufzeichnung. Yazio beispielsweise bietet eine umfassende Ernährungs- und Fitnesskontrolle. Viele vorgegebene Einträge für sportliche Leistungen können in ein Ernährungstagebuch integriert werden, um Muskeln aufzubauen und das Gewicht zu halten oder zu reduzieren. Auch die App Lifesum hilft, personalisierte Ernährungs- und Fitnesspläne zu kombinieren.
FDDB, eine der bekanntesten Ernährungs-Apps in Deutschland, ist für Anfänger im Fitnessbereich besonders geeignet: Die App hilft, die Ernährung einfach und effektiv zu überwachen, stellt detaillierte Auswertungen bereit und bietet eine Analyse der Makronährstoffe. Dies ist besonders wichtig für Sportler, die ihre Eiweißaufnahme kontrollieren wollen.
Zum Abnehmen
Diäten sind ein viel diskutiertes Alltagsthema - inklusive ihrer vermeintlichen Heilsversprechen und der Frustration, wenn es mit dem Abnehmen nicht klappt. Es besteht auch die Gefahr, das Gegenteil des gewünschten positiven Effekts auf die Gesundheit zu erzielen. Wenn man nach einer erfolgreichen Diät die verlorenen Kilos schnell wieder zunimmt, wird der sogenannte Jojo-Effekt dafür verantwortlich gemacht. Im schlimmsten Fall wiegt man am Ende sogar mehr als vor der Diät. Entscheidend für den Abnehmerfolg sind langfristige Ernährungsumstellungen hin zu einer ausgewogenen Ernährung und zu einer Vermeidung von verarbeiteten Lebensmitteln.
Auch hier können Apps Menschen etwas an die Hand nehmen. Die vielversprechendsten Apps – die ihren Nutzen bereits nachweisen konnten – werden sogar von Krankenkassen unterstützt und können von Ärzten:innen per Rezept verschrieben werden. Denn Krankheitsvorbeugung ist wirksamer als jede Therapie.
Zum Beispiel wurde die App Zanadio in das Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen aufgenommen und kann seitdem ärztlich verschrieben werden. Die App dient der Behandlung von starkem Übergewicht – also alles ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30. Voraussetzung ist, dass eine ärztliche Diagnose gestellt wurde.
Welcher BMI entspricht welcher Gewichtsklasse
Die App MyNetDiary wurde vom US-Magazin Forbes zur besten Abnehm-App 2025 gekürt. Sehr erfolgreich ist auch Lose It! Die App ermöglicht es Benutzern, ihre Ernährung und Fitness effektiv zu überwachen. Mit der App sollen Betroffene im Alltag begleitet und schrittweise an gesündere Gewohnheiten herangeführt werden. Dabei gibt es keine Verbote, vielmehr können sich die Nutzer individuelle Ziele setzen.
Zum Kalorien-Zählen / Tracking
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, mit Hilfe einer App die täglichen Kalorien zu zählen und so überhaupt erstmal ein Gefühl für die eigene Energieaufnahme zu bekommen. Beliebte Apps sind hierbei FatSecret, Noom und MyFitnessPal.
Bei den drei Apps fallen unterschiedliche Features ins Auge: FatSecret punktet mit einem genauen Tracking des Diätfortschrittes. Die App Noom setzt hingegen nicht nur auf das Tracking der Ernährung, sondern auch auf Verhaltensänderungen, indem sie Ernährungs- und Fitness-Tracking mit psychologischen Tipps kombiniert, um langfristige Gewohnheiten zu fördern.
Die wohl verbreitetste App ist MyFitnessPal. Sie hilft nicht nur beim Kalorienzählen, sondern auch beim Verfolgen von Makronährstoffen wie Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten. Und bietet detaillierte Auswertungen. MyFitnessPal ist ideal für alle, die ihre Ernährung und Fitness einfach und effizient im Blick behalten möchten.
Ernährung-Apps und Krankenkassen
Gesetzliche Krankenkassen in Deutschland investieren verstärkt in digitale Gesundheitsanwendungen, insbesondere in Ernährungs-Apps. Mit der Einführung des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG) können bestimmte Ernährungs-Apps als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) von Ärzten verschrieben werden. Diese Apps auf Rezept werden vollständig von den Krankenkassen übernommen. Für mehr Informationen sprechen Sie mit Ihrer Krankenkasse oder ärztlichen Fachkraft.
Sicherheit und Datenschutz
Beim Thema Sicherheit und Datenschutz gibt es trotzdem einiges zu beachten. Bereits 2016 hatte eine vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in Auftrag gegebene Studie (CHARISMHA) Chancen und Risiken der Gesundheits-Apps untersucht.
Wie sicher sind die Daten?
Zwar wurde darin das große Potenzial von Gesundheits-Apps anerkannt, allerdings stellen die Wahrung des Datenschutzes und eine mögliche Datenweitergabe an Dritte große Herausforderungen dar. Und das gilt auch für Ernährungs-Apps.
Als grobe Hilfestellung wird empfohlen, sich vor der Nutzung folgende Fragen zu stellen: Wer steht hinter der App? Ist die Datenschutzerklärung leicht auffindbar und transparent? Dazu ist es ein gutes Zeichen, wenn die App einem gemeinnützigen Zweck dient, anstatt kommerzielle Ziele zu verfolgen.
Wie sicher sind die Gesundheitstipps?
Das Thema Sicherheit bezieht sich auch unmittelbar auf die eigene Gesundheit. Es ist wichtig, sich vor Nutzung einer App klar zu machen, was man sich von ihr verspricht und wo ihre Grenzen liegen. Ist sie Teil einer medizinischen Behandlung oder ist es eher um eine Lifestyle-Anwendung? Apps können mit ihren gezielten Funktionen helfen, ein gesünderes Leben zu führen, aber keine App kann oder sollte einem alle Entscheidungen abnehmen.
Außerdem können Branchenverbände mit zusätzlichen Informationen helfen. Beispiele sind die Webseiten Appcheck, Afgis und HealthOn. Folgendes sollte bereits in der App-Beschreibung enthalten sein:
Worauf bei Gesundheits-Apps geachtet werden sollte
Apps kritisch prüfen – Wirtschaftliche Interessen beachten
Der Markt für Ernährungs-Apps wächst rasant. Täglich erscheinen neue Anwendungen mit teils beeindruckenden Versprechen. Dabei ist es wichtig, kritisch zu bleiben: Nicht jede App verfolgt ausschließlich gesundheitliche Ziele – oft stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Achten Sie darauf, wer die App herausgibt, ob kommerzielle Produkte beworben werden und wie transparent die Datenverarbeitung ist. Ein Blick ins Impressum und in die Datenschutzbestimmungen kann viel über die Seriosität einer Anwendung verraten. Nutzen Sie möglichst Apps, die von unabhängigen Stellen empfohlen oder von Krankenkassen unterstützt werden.
Wissenschaftlich erwiesener Nutzen – Wie schneiden Ernährungs-Apps im Test ab?
Ähnlich wie bei Medikamenten sollte auch bei Gesundheits-Apps der Nutzen idealerweise mit Studien belegt werden. 2019 führte die Universität Konstanz eine Metaanalyse durch, um die Wirksamkeit von App-gestützten Interventionen bezüglich des Ernährungsverhaltens und der Gesundheit insgesamt zu untersuchen. Generell fassen Metaanalysen die Daten aus mehreren Einzelstudien zu einem bestimmten Thema zusammen – in diesem Fall aus 41 Einzelstudien mit insgesamt 6.300 Teilnehmern.
Dabei wurde allen 30 untersuchten Ernährungs-Apps eine positive Wirkung bescheinigt. Die Maßnahmen führten im Schnitt zu einer Verbesserung des Ernährungsverhaltens, einer Gewichtsreduktion, einem niedrigeren Blutdruck sowie besserer Blutfettwerte.
Unter den 11 Studien mit dem größten Effekt waren vier, in denen die Verwendung der Ernährungs-App die einzige durchgeführte Maßnahme war. Bei den restlichen sieben wurden zusätzlich noch andere Strategien wie Gruppensitzungen, Online-Tools oder Coaching-Anrufe eingesetzt. Der Effekt beider Modelle – also nur App oder Kombi – war dabei vergleichbar groß.
Das sind gute Nachrichten und dennoch sollte dieses Fazit mit Vorsicht genossen werden. Denn je später die Nachuntersuchung der Studienteilnehmer*innen erfolgte, desto geringer war der Effekt. Die anfänglichen Erfolge ebbten mit der Zeit wieder ab und waren schließlich statistisch nicht mehr signifikant. Allerdings zeigt sich dieses Bild nicht nur bei Ernährungs-Apps, sondern auch bei anderen Strategien.
An jeder Ecke lockt uns ein Snack, ein Restaurant oder auch der eigene Kühlschrank. Die Herausforderung liegt also darin, den „inneren Schweinehund” nicht nur kurz-, sondern auch langfristig zu überwinden. Einen Versuch ist es allemal wert!
Fazit: Ernährungs-Apps bieten eine einfache Möglichkeit, die eigene Ernährung zu überwachen und Fitnessziele zu setzen. Sie sind ein nützliches Werkzeug, aber der Erfolg hängt letztlich von der eigenen Disziplin und Motivation ab. Wichtig ist dabei, dass die App zu den persönlichen Zielen und Bedürfnissen passt. Zudem sollte man jede App vor einer Nutzung kritisch prüfen.
Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.
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