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Antikörper und das Coronavirus

Mit Corona infiziert – was nun: Bin ich immun oder kann ich mich mehrfach anstecken?

Immunität gegen Krankheiten

Der menschliche Körper besitzt eine Vielzahl an Mechanismen, um auf Krankheitserreger (z.B. Bakterien, Parasiten oder Viren) zu reagieren. Dabei bieten zunächst Haut und Schleimhäute eine natürlich Schutzbarriere. Die verschiedenen Körpersekrete wie Speichel oder Magensaft enthalten Stoffe, welche Krankheitserreger, die diese erste Barriere überwunden haben, abtöten können [1]. 

Diese Mechanismen gehören zur sogenannten „unspezifischen Immunantwort”. Darüber hinaus besitzt der Körper jedoch die Fähigkeit, sich gezielt gegen Erreger zu wehren. Dies gelingt mit der „spezifischen Immunabwehr”. Und dafür sind Antikörper ein entscheidender Baustein [1, 2].

Was sind Antikörper?

Antikörper (auch Immunglobuline genannt oder als „Ig” abgekürzt) sind Proteine, die vom Körper gebildet werden, nachdem Zellen des Immunsystems einen Krankheitserreger im Körper entdeckt haben. Diese Antikörper sind maßgeschneidert auf den jeweiligen Erreger und können sich wie Magneten an deren Oberfläche heften [2, 3]. 

Die so „markierten” Erreger können dadurch leichter von Immunzellen erkannt sowie eliminiert werden und können zudem fortan schlechter in Körperzellen eindringen. Dies hilft dabei die Erreger zu beseitigen, bevor sie sich vermehren und den Körper weiter schädigen können [2, 3].

Ab wann sind Antikörper im Blut nachweisbar?

Es gibt verschiedene Arten von Antikörpern (IgM, IgE, IgG, IgA, IgD) mit unterschiedlichen Eigentschaften. IgM-Antikörper werden bei einer Infektion am schnellsten gebildet. Bei vielen Erregern sind sie bereits etwa eine Woche nach Beginn der Infektion nachweisbar – bei COVID-19 etwa nach ein bis drei Wochen [3-5]. 

IgM-Antikörper sind gewissermaßen die Antikörper fürs „Grobe” und werden im Verlauf einer Erkrankung von IgG-Antikörpern ersetzt. Diese wirken spezifischer, können vom Körper in höherer Stückzahl produziert werden und sind lange im Blut vorhanden. So kann der Körper auf eine erneute Infektion schnell und daher häufig ohne erneute Krankheitssymptome reagieren [3]. 

Im Gegensatz zu IgM und IgG, welche beide im Blut sind, befinden sich IgA-Antikörper auf den Schleimhäuten. Dies ist wichtig, weil sie so dazu beitragen können, bereits die Übertragung von Erregern zu unterbinden. Allerdings sind IgA-Antikörper ähnlich wie IgM weniger langlebig als dies bei IgG der Fall ist [5].

Antikörper-Diagnostik nach Coronavirus-Infektionen

Nahezu alle Menschen mit funktionstüchtigem Immunsystem entwickeln nach einer SARS-CoV-2-Infektion eine gezielte Immunantwort. Dies beinhaltet unter anderem die Bildung von Antikörpern als auch von sogenannten „Gedächtniszellen”. Oft sind Menschen damit für eine Weile immun gegen weitere Infektionen [2, 5].

Mit der Zeit kann jedoch die Abwehrfunktion nach durchgemachter Infektion oder Impfung wieder abnehmen. Dies gilt auch für Antikörper. Zudem können Virusmutationen dazu führen, dass bereits gebildete Antikörper nicht mehr perfekt zum aktuellen Virus passen. Auch ist noch unklar, welche Rolle die Höhe des Antikörperspiegels spielt. Der Nutzen von Antikörpertests in der Corona-Pandemie hat also Grenzen [5, 6]. 

Grenzen einer Antikörper-Testung

Das Wichtigste zuerst: Antikörper-Testungen können Tests auf eine akute COVID-19-Infektion mittels PCR oder Schnelltest nicht ersetzen. Sie sollten auch nie hinzugezogen werden, um zu beurteilen, ob jemand aktuell mit dem Coronavirus infiziert sein könnte [5].

Zudem werden Antikörpertests derzeit nicht empfohlen, um die Immunität gegenüber dem Coronavirus nach einer COVID-19-Impfung festzustellen. Auch sollten sie nicht herangezogen werden, um zu beurteilen, ob einen ungeimpfte Person, eine Impfung benötigt oder ob jemand in Quarantäne muss. Hierfür hat die Messung der Antikörper schlicht zu wenig Aussagekraft [5].

Einerseits können die Tests eine sogenannte „Kreuzreaktivität” zu anderen Coronaviren aufweisen. Eine Person hat also scheinbar Antikörper, diese sind jedoch nicht gegen SARS-CoV-2 wirksam. Außerdem belegen die Tests lediglich eine Immunantwort, jedoch keine Immunität. Wie sehr die vorhandenen Antikörper im Einzelfall schützen, kann von Person zu Person variieren [7].

Stattdessen besteht die Empfehlung zur Impfung auch bei ungeimpften Personen, die in der Vergangenheit bereits COVID-19 hatten und nun genesen sind. Dies gilt auch für ungeimpfte Personen, bei den Antikörper nachgewiesen wurden. Genauso sieht es mit Einhaltung der Schutzmaßnahmen aus [5].

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen ein Antikörpertest durchaus sinnvoll ist.

Stärken von Antikörpertests

Antikörpertests können einen großen Beitrag zur Forschung leisten. Sie helfen zum Beispiel bei der orientierenden Einschätzung, wie sich ein Virus innerhalb der Bevölkerung verbreitet hat. Auch können Antikörper zur Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten oder zur gezielten Immuntherapie von schwer Erkrankten herangezogen werden, wofür eine vorherige Antikörpertestung nötig ist [7].   

Des Weiteren kann ein Antikörpertest in Fällen hilfreich sein, in denen ein Patient von Komplikationen nach einer vergangenen COVID-19-Erkrankung betroffen ist. Sollte die Coronavirus-Infektion nämlich damals unbemerkt geblieben sein, kann der Antikörpertest den entscheidenden Hinweis liefern, dass es sich bei den Beschwerden tatsächlich um Corona-Komplikationen handelt [5].

Antikörper-Plasmaspende zur Therapie

Auch im Zuge von Studien, die die Wirkung von Antikörpergaben als Teil der medikamentösen Therapie bei COVID-19 untersucht haben, kamen Antikörpertests zum Einsatz. Mit Hilfe der Tests konnte beurteilt werden, ob Patienten die zu Beginn der Studie keine Antikörper aufwiesen, von einer medikamentösen Antikörpergabe profitierten – und dies im Vergleich zu ähnlichen Patienten, die keine Antikörper als Therapie erhielten [8].

Antikörpernachweis-Test bei COVID-19

Mit Antikörpertests können Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden, was auf eine durchgemachte Infektion oder aber erfolgte Impfung hinweisen kann. Je nach Test können damit verschiedene Arten von Antikörpern nachgewiesen werden (IgG, IgM, IgA). In der Regel werden jedoch Antikörpertests empfohlen, die den IgG-Spiegel erfassen, da diese die höchste Genauigkeit aufweisen [7, 9]. 

Hierfür wird meist eine Blutentnahme benötigt, welche anschließend in einem Labor analysiert wird. Jedoch gibt es auch Antikörper-Schnelltests, die aus der Fingerbeere, dem Speichel oder aber aus einem Rachenabstrich gewonnen werden. Letztere kommen jedoch in der Regel nur als Teil des Klinikbetriebs bei besonderen Fragestellungen zum Einsatz und sind meist weniger genau [7, 9].  

Bei allen Grenzen und Limitationen von Antikörpertests ist es durchaus denkbar, dass ihre Relevanz in Zukunft steigen könnte. Gerade sollte die Qualität der Antikörper-Schnelltests in Zukunft steigen, wäre ein breiteres Anwendungsspektrum denkbar. Zum Beispiel könnte beim Umgang mit COVID-19-Patienten oder Risikogruppen gezielt Personal eingesetzt werden, bei denen erst kürzlich Antikörper nachgewiesen wurden [7].

Wann sind Coronavirus-Antikörper nicht nachweisbar?

Die häufigsten Symptome einer SARS-CoV-2 Infektion sind laut den Erhebungen des RKI Husten, Fieber und Schnupfen und damit sehr unspezifisch. Ein negatives Testergebnis kann daher auch immer auf eine andere Erkrankung wie beispielsweise die jährliche Grippe hinweisen [10].

Zu früh getestet

Da die entsprechenden Antikörper erst einige Tage nach Infektion auftreten besteht die Gefahr, dass man schlicht „zu früh” testet und somit der Test negativ ausfällt, obwohl man bereits infiziert ist.

Keine Antikörper mehr nachweisbar

Laut Studien verleihen Antikörper für mindestens 6 Monate zumindest eine teilweise Immunität. Jedoch lässt die Menge an Antikörpern über die Zeit nach, wenn es nicht zu einem weiteren Erregerkontakt oder einer Impfung kommt. So kann die Antikörperkonzentration so stark abfallen, dass sie schließlich per Labortest nicht mehr nachweisbar ist [5].

Gut zu wissen: Kein Nachweis bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass auch wirklich keinerlei Immunschutz mehr vorhanden ist. So kann über Gedächtniszellen durchaus noch eine längerfristige schützende Funktion vorliegen. Dies muss jedoch noch weiter erforscht werden [5].

Immunschwäche

Es gibt Störungen des Immunsystems, welche eine Bildung von Antikörpern erschweren oder gar unmöglich machen. Diese Art von Störungen können z.B. genetisch bedingt sein oder durch medizinische Maßnahmen (Medikamente, Bestrahlung, etc.) verursacht werden. Für betroffene Personen ist es dadurch zum Teil nicht möglich, eine Immunität zu entwickeln [8].

Ist eine erneute Infektion mit dem Coronavirus möglich?

Ja. Gerade das Auftreten der Omikron-Variante hat das Risiko für eine Reinfektion dabei deutlich erhöht. So verringerte eine frühere Infektion (bei vorherigen Virusvarianten) das Risiko einer erneuten Infektion in den folgenden Monaten immerhin um 80 bis 85 %. Im Falle von Omikron gehen Wissenschaftler:innen jedoch von einer deutlich höheren Reinfektionsrate aus – und das selbst, wenn es sich um Infektionen mit verschiedenen Omikron-Subtypen handelt [11].

Auch Impfungen senken das Reinfektions-Risiko erheblich, haben bei Omikron jedoch nur eine begrenzte Auswirkung auf die Ansteckungswahrscheinlichkeit. Dennoch sind sie weiterhin als hochwirksam anzusehen, da sie effektiv vor schweren Krankheitsverläufen schützen können. Eine Auffrisch- bzw. Booster-Impfung kann daher sehr sinnvoll sein, um die Antikörperspiegel wieder in die Höhe zu treiben [12, 13].

Mehr Informationen zu Impfung und Omikron finden Sie hier.

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

Ursprünglich veröffentlicht am

FAQs

Wie lange kann man Corona-Antikörper nachweisen?

Laut Studien verleihen Antikörper für mindestens 6 Monate zumindest eine teilweise Immunität. Jedoch hat gerade das Auftreten der Omikron-Variante das Risiko für eine Reinfektion – trotz bestehender Corona-Antikörper – deutlich erhöht [11].

Und auch generell lässt die Menge an Antikörpern über die Zeit nach, wenn es nicht zu einem weiteren Erregerkontakt oder einer Impfung kommt. So kann die Antikörperkonzentration so stark abfallen, dass sie schließlich per Labortest nicht mehr nachweisbar ist [5].

Ab wann hat man Antikörper gegen Corona?

Es gibt verschiedene Arten von Antikörpern (IgM, IgE, IgG, IgA, IgD) mit unterschiedlichen Eigenschaften. IgM-Antikörper werden bei einer Infektion am schnellsten gebildet. Bei vielen Erregern sind sie bereits etwa eine Woche nach Beginn der Infektion nachweisbar – bei COVID-19 etwa nach ein bis drei Wochen [3-5]. 


Was sind Antikörper?

Antikörper (auch Immunglobuline genannt oder als „Ig” abgekürzt) sind Proteine, die vom Körper gebildet werden, nachdem Zellen des Immunsystems einen Krankheitserreger im Körper entdeckt haben.

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