1. SSW 30 – Um welchen Monat handelt es sich?
In der 30. Schwangerschaftswoche befindet sich eine schwangere Person in der Mitte des 8. Monats und damit im dritten und letzten Trimester Ihrer Schwangerschaft [1].
Die Schwangerschaftswochen werden dabei seit dem ersten Tag der letzten Menstruationsblutung gezählt („post menstruationem” oder kurz p.m.) [1].
Die gängige Schreibweise, in der Schwangerschaftswochen von Ärzt:innen dokumentiert werden, kann jedoch im ersten Moment kontraintuitiv sein. Denn sie bezieht sich allein auf abgeschlossene Schwangerschaftswochen sowie abgeschlossene Tage (0–6) der laufenden Schwangerschaftswoche [1].
Das heißt, eine schwangere Person, die sich beispielsweise am 1. Tag der 30. Schwangerschaftswoche befindet, würde man mit dem Kürzel „29+0 SSW” vermerken – ähnlich wie sich ein 29 Jahre alter Mensch im 30. Lebensjahr befindet [1].
Insgesamt dauert eine normale Schwangerschaft nach dieser Berechnung (p.m.) etwa 280 Tage, also 40 Wochen. Würde man (eigentlich korrekterweise) erst ab dem Moment der Befruchtung rechnen, wären es dagegen nur 38 Wochen [1].
2. SSW 30 – Größe und Gewicht des Babys
2.1. Wie schwer ist ein Baby in der 30. SSW?
In der 30. Schwangerschaftswoche wiegt der Fötus (so bezeichnet man das ungeborene Kind ab der 11. SSW p.m.) etwa 1300 bis 1400 Gramm. Da das durchschnittliche Geburtsgewicht bei etwa 3 bis 3,5 kg liegt, wird sich das Gewicht des Fötus in den verbleibenden 10 Wochen noch mal mehr als verdoppeln [2, 3].
Die folgende Kurve gibt eine grobe Orientierung über den zu erwartenden Gewichtsverlauf [4]:
2.2. Wie groß ist das Baby in der 30. SSW?
Die Körpergröße des Fötus’ liegt in der 30. Schwangerschaftswoche etwa bei 40 cm. Bis zur Geburt kommen dann noch weitere 10 cm auf insgesamt 50 cm hinzu [2, 3].
Durch die zunehmende Körpergröße sind die ab der 18. bis 20. Schwangerschaftswoche wahrnehmbaren Kindsbewegungen zunehmend leichter zu spüren [5].
Beschwerden wie Bänderdehnung oder Rückenschmerzen können durch das fetale Wachstum jedoch ebenfalls zunehmen [6].
3. Kindslage in der 30. SSW
Die Kindslage – also die Ausrichtung des Fötus innerhalb der Fruchtblase – kann in der 30. Schwangerschaftswoche noch deutlich variieren. Zeigt der Kopf des Fötus zu diesem Zeitpunkt noch nicht Richtung Geburtskanal, muss dies also noch kein Grund zur Sorge sein [7, 8].
Nimmt man die Beckenendlage als Beispiel – also wenn der Steiß des Fötus nach unten Richtung Geburtskanal zeigt, kann man sich dies gut vor Augen führen. So liegt der Anteil an schwangeren Personen mit bestehender Beckenendlage bei Einlingsschwangerschaften in der 28. bis 30. Schwangerschaftswoche noch bei 18 % [7, 8].
Zum Geburtstermin ist dies jedoch nur noch bei 3 % aller Schwangeren der Fall. In den allermeisten Fällen gelingt die Drehung also noch spontan oder kann mithilfe von professionell durchgeführten Wendungstechniken gezielt erreicht werden [7, 8].
4. Aktivität des Babys in der 30. SSW
Per Ultraschall kann die fetale Aktivität bereits in der 7. bis 8. Schwangerschaftswoche festgestellt werden. Für Mütter sind die Kindsbewegungen typischerweise ab dem zweiten Trimester um die 16. bis 20. Schwangerschaftswoche wahrnehmbar [9].
In der 30. Schwangerschaftswoche, also in der Mitte des dritten Trimesters, können die Kindsbewegungen bereits sehr ausgeprägt sein, variieren jedoch von Person zu Person [9].
Auch die Tageszeit hat einen Einfluss. So nimmt die Häufigkeit von Kindsbewegungen von morgens bis abends zu, wobei sie spät in der Nacht im Schnitt am höchsten ist [9].
Die Kindsbewegungen bleiben während des 3. Trimesters einigermaßen konstant. Viele Frauen berichten jedoch über eine Zunahme in den letzten zwei Wochen vor der Geburt [9].
Die im Ultraschall feststellbaren Bewegungen umfassen den fetalen Rumpf (z.B. Beugen, Strecken, Schluckauf, Atmung, Rotation), die Gliedmaßen (z.B. Strecken, Hand zum Gesicht, Öffnen und Schließen der Hände) sowie Kopf und Gesicht (z.B. Drehen des Kopfes, Saugen, Gähnen, Vorschieben der Zunge) [9].
5. Wissenswertes zur Mutter in der 30. SSW
5.1. Gewichtzunahme
Die durchschnittliche Gewichtszunahme während der Schwangerschaft liegt insgesamt bei 10-12 kg. Allerdings unterscheidet sich diese Empfehlung je nach Ausgangsgewicht der jeweiligen Frau [10].
Genauere Informationen finden Sie in unserem Artikel zum Thema Ernährung in der Schwangerschaft.
5.2. Gebärmutterhals
Der Muttermund öffnet sich üblicherweise erst in der Eröffnungsperiode zum vorgesehenen Geburtstermin. Bei Erstgebärenden öffnet sich der Muttermund dann im Zuge der Eröffnungswehen um 1 Zentimeter pro Stunde auf insgesamt 10 cm [11].
Bei Mehrgebärenden (also Frauen mit bereits erfolgten Schwangerschaften) kann dies deutlich schneller gehen. Neben der Öffnung kommt es zudem zu einer Verkürzung des Gebärmutterhalses während der Geburt [11].
Ob der Gebärmutterhals bereits im Vorfeld des gewünschten Geburtstermin verkürzt ist, kann durch die behandelnden Ärzt:innen mittels Screening-Untersuchungen ermittelt werden. Dies gelingt mithilfe eines sogenannten transvaginalen Ultraschalls in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche – wird jedoch aktuell nicht routinemäßig empfohlen [12].
5.3. Bauch
Da der Fötus in der 30. Schwangerschaftswoche schon etwa 40 cm groß ist und 1300 bis 1400 Gramm wiegt, nimmt auch der Bauchumfang der Mütter deutlich zu. Je nach individueller Konstitution und Ausgangslage kann der Bauchumfang dabei von Person zu Person deutlich variieren [2].
Nicht selten kann es dabei auch zu einem Dehnungsschmerz von Uterus oder Bändern, einer veränderten Wirbelsäulenstatik mit resultierenden Rückenschmerzen oder aber rötlichen Schwangerschaftsstreifen (auch „Striae distensae” oder „Stria gravidarum”) kommen [13].
6. Beschwerden und Symptome in der 30. SSW
6.1. Beschwerden im Bauchbereich & Unterleib
Hier stehen für schwangere Personen vor allem Schmerzen im Vordergrund [14].
So ist allein von Rückenschmerzen etwa die Hälfte aller Schwangeren betroffen. Dabei kann der Schmerz verschiedene Ursachen haben. Ein Faktor ist natürlich die Gewichtszunahme. Man stelle sich vor, über Wochen einen 10-Kilogramm-Rucksack mit sich herumzutragen [14].
Zudem kommt es während der Schwangerschaft üblicherweise zu einer Veränderung der Wirbelsäulenstatik. Zugespitzt gesagt gehen schwangere Personen hierbei ungewollt ins Hohlkreuz. Dies hat Folgen für die Gewichtsabfederung [14].
Der bei schwangeren Personen reduzierte Flüssigkeitsgehalt der Bandscheiben sowie eine hormonell bedingt erhöhte Beweglichkeit des sogenannten Iliosakralgelenkes (ein wichtiges Gelenk im Becken) können ebenfalls eine Rolle bei der Schmerzentstehung spielen [14].
Des Weiteren kann es auch zu Schmerzen über der sogenannten Symphyse (also der knorpeligen Verbindung des Beckenrings) kommen sowie zu ausstrahlenden Schmerzen im Ischiasbereich.
Ersteres kann sich dann als Druck oder Stechen im Schambereich bzw. Ein leichtes Ziehen im Unterleib äußern. Bei den Ischias-Schmerzen handelt es sich dagegen um vom Rücken in die Beine ziehende Schmerzen [14].
Beides ist in den allermeisten Fällen jedoch harmlos, sollte aber dennoch mit den behandelnden Ärzt:innen besprochen werden [14].
Schmerzen in der Bauchregion sind ebenfalls häufig. Dabei kann es sich um Bauchschmerzen, einen gefühlt harten Bauch, Druck im Bauch bzw. ein Ziehen oder Spannen im Unterleib handeln. Auch diese Beschwerden sind meist harmlos, sollten jedoch ebenfalls mit den behandelnden Ärzt:innen besprochen werden [14].
6.2. Hautveränderungen und Juckreiz
Hautveränderungen und Juckreiz sind ebenfalls häufig. Ab dem dritten Monat kann es beispielsweise zu Akne-ähnlichen Hautveränderungen im Gesicht kommen, die sich nach der Geburt jedoch meist wieder zurückbilden [15].
Die rötlichen Schwangerschaftsstreifen (auch „Striae distensae” oder „Striae gravidarum”) treten sogar bei 60–90% aller schwangeren Frauen auf – meist an Brüsten, Bauch oder Hüften. Hier hilft regelmäßiges Eincremen und Massieren. Im Verlauf blassen die Streifen ab [15].
Juckreiz in der Schwangerschaft ist häufig, geht jedoch meist ohne Risiko für Mutter oder Kind einher. Je nach Lokalisation können verschiedene Lotionen oder systemisch sogenannte Antihistaminika helfen. Dies sollte im Einzelfall mit den behandelnden Ärzt:innen besprochen werden [15].
6.3. Blutungen
Während der Schwangerschaft kommt es zu einigen Anpassungsvorgängen im mütterlichen Organismus, damit die Schwangerschaft erfolgreich ausgetragen werden kann und das Kind gut versorgt ist [16].
In Zuge dessen – durch vermehrte Produktion von Gerinnungsfaktoren – kommt es bei schwangeren Personen jedoch eher zu einer erhöhten Gerinnungsneigung mit erhöhtem Thromboserisiko [16].
Gerade bei Frauen, bei denen das Thromboserisiko im Vorfeld der Schwangerschaft ohnehin schon erhöht war, kann eine ärztlich verschriebene Thromboseprophylaxe daher Sinn machen [16].
Vaginale Blutungen während der Schwangerschaft sind relativ häufig, bedürfen jedoch umgehend einer ärztlichen Abklärung. Nur mithilfe von Labortests und Bildgebung kann in diesen Fällen eine Diagnose gesichert – und im Idealfall Entwarnung gegeben werden [17].
6.4. Übelkeit, Magen und Darm
Magen-Darm-Beschwerden sind sehr häufig während der Schwangerschaft. Allein von Übelkeit und Erbrechen sind 80 % aller Schwangerschaften betroffen. Bei Sodbrennen sind es zwischen 40 bis 85 %. Anhaltende Verstopfungen sind ebenfalls häufig [18].
All diese Beschwerden sind in der Regel gut behandelbar und sollten stets mit den behandelnden Ärzt:innen besprochen werden. Gerade bei ausgeprägtem Erbrechen ist dies wichtig, um Folgeprobleme wie beispielsweise ausgeprägte Elektrolytverschiebungen zu vermeiden [18].
7. Risiken & Überlebenschancen in SSW 30 – Was kann passieren?
Allgemein kann man eine Schwangerschaft in Embryo- und Fetogenese unterteilen. Während bis zur 8. Woche (Embryogenese) überhaupt erst noch die einzelnen Organe des heranwachsenden Kindes angelegt werden müssen, geht es ab der 9. Woche (Fetogenese) um die Ausreifung des Organismus [18].
Man kann also generell festhalten, dass der kindliche Organismus in der 30. Schwangerschaftswoche schon vergleichsweise ausgereift ist [18].
Im Gegensatz zu etwaigen Komplikationen in frühen Stadien einer Schwangerschaft verfügen Ärzt:innen in späteren Stadien folglich über mehr Möglichkeiten – z.B. mit der Option auf vorzeitigen Kaiserschnitt, wenn nötig [19].
7.1. Frühgeburt
Zwar würde man vor Abschluss der 37. Schwangerschaftswoche noch von einer Frühgeburt sprechen, dennoch überleben selbst Föten zwischen 24. und 26. Schwangerschaftswoche dank medizinischen Fortschritts immer häufiger einen notfallmäßigen Kaiserschnitt [1, 19].
Die Risiken in der 30. Schwangerschaftswoche können natürlich je nach Ausgangslage – von minimal bis zu erhöht – stark variieren. Zu diesem Zeitpunkt besteht jedoch in jeden Fall schon reichlich Grund zu Optimismus [19].
8. Hierauf sollten Sie während der 30. SSW achten
8.1. Arztbesuche
Ziel der Schwangerschaftsvorsorge ist die Untersuchung und Beratung der Schwangeren, die Früherkennung von Störungen und Beschwerden in der Schwangerschaft sowie die Früherkennung von Risikoschwangerschaften und dementsprechend Risikogeburten [20].
Bis zur 32. Schwangerschaftswoche sollten die Vorsorgeuntersuchungen im Abstand von 4 Wochen stattfinden. Danach empfiehlt es sich, die Vorsorgeuntersuchungen im Abstand von 2 Wochen wahrzunehmen [20].
Handelt es sich um eine Risikoschwangerschaften oder bestehen Komplikationen, können jedoch häufigere Untersuchungen sinnvoll sein [20].
Schwangere Personen können sich ihre zuständigen Ärzt:innen dabei frei aussuchen. Es empfiehlt sich dabei allerdings, auf erfahrene und diesbezüglich zertifizierte Fachkräfte zu setzen und eine enge Vernetzung von Ärzt:innen, Hebammen und ausgewähltem Krankenhaus/Geburtsklinik anzustreben [20].
8.2. Essen & Ernährung
Alles Wichtige rund um das Thema Ernährung in der Schwangerschaft finden SIe hier.
8.3. Schlafposition
Bei Rückenlage im 3. Trimester einer Schwangerschaft kann es zu einer Kompression der Vena cava inferior (untere Hohlvene) sowie der Beckenvenen kommen. Dies hat einen gestörten venösen Rückfluss des Blutes zum Herzen zur Folge und erschwert die fetale Sauerstoffversorgung [21].
Schwangeren kann dadurch schwindelig oder übel werden. Herzrasen ist ebenfalls möglich [21].
Das Problem kann gut behoben werden, indem sich die schwangere Person auf die linke Seite dreht oder gegebenenfalls ihre Beine hochlagert [21].
Eine Bauchlage kann mit wachsender Zunahme des Bauchumfangs ebenfalls – jedoch mehr aus Komfortgründen – ungünstig sein [21].
8.4. Reisen
Reisen während der Schwangerschaft sind prinzipiell möglich, sofern ein paar Dinge berücksichtigt werden. So sollten wegen des Strahlenrisikos möglichst keine Langstreckenflüge vor der 12. Schwangerschaftswoche erfolgen [22].
Der beste Zeitpunkt zum Reisen liegt zwischen der 14. und 28. Schwangerschaftswoche. Je näher der geschätzte Geburtstermin rückt, desto höher sollte auch die Frequenz an Vorsorgeuntersuchungen sein [22].
Unabhängig davon sollten sich schwangere Personen vor Antritt der Reise von ihren behandelnden Ärzt:innen diesbezüglich beraten und untersuchen lassen. Versicherungen und ein etwaiger Reiserücktransport sollte abgeklärt werden [22].
Impfungen sowie Informationen über die medizinische Versorgungslage am Reiseziel sind ebenfalls wichtig. Des Weiteren sollten Schwangere an eine Reiseapotheke, ihren Impfpass sowie ihren Mutterpass denken [22].
Bei weiten Reisen lohnt es zudem, das erhöhte Thromboserisiko mit den behandelnden Ärzt:innen zu diskutieren [22].
8.5. Sport
Alles Wichtige rund um das Thema Sport in der Schwangerschaft finden Sie hier.
Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen, wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.
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